Tauchen in Höhenlagen
Österreich hat viele wunderbare Seen, die man betauchen kann. Österreich ist aber auch ziemlich
gebirgig, was dazu führt, dass etliche schöne Tauchgewässer in höheren Lagen zu finden sind.
Das ist kein Problem, man sollte sich aber über einige Fakten zum Tauchen in höheren Lagen im Klaren sein.
Verminderter Luftdruck
Höheres Druckgefälle
Anstrengung und Kälte
Umwelt
Technische Voraussetzungen
Luftdruck
Als Faustformel kann man annehmen, dass pro 1000 Meter Höhenzunahme der Luftdruck um 0,1 bar abnimmt.
Für die ersten paar 1000 Meter passt das ziemlich gut und ist ausreichend für unsere Bedürfnisse.
Was bedeutet das für uns?
Sauerstoffpartialdruck
Ein wichtiger physiologischer Parameter ist da der Sauerstoffpartialdruck. Auf Meereshöhe atmen wir unsere
21% Sauerstoff bei 1 bar. Wir sind also unsere 0,21 bar Sauerstoffpartialdruck gewohnt. Auf 2000 Meter Meereshöhe haben
wir noch 0,8 bar Umgebungsdruck, d.h. der Sauerstoffpartialdruck sinkt ebenso auf 0,21 * 0,8 = 0,168 bar, also auf 80% des
gewohnten Angebots. Kein Wunder, dass uns die Luft dünn wird und alles anstrengender erscheint. Der Körper benötigt
normalerweise mehrere Tage um sich an solche Umstände anzupassen, solange verweilt man aber meist nicht für einen einzelnen
Tauchgang.
Dampfdruck des Wassers
Der Dampfdruck des Wassers sinkt ebenfalls und wir geben mehr Feuchtigkeit über die Atmung ab, wir dehydrieren somit stärker
schon bevor wir abtauchen. Dem muss man durch entsprechende Flüssigkeitszufuhr entgegenwirken.
Druckgefälle im Wasser
Dem Wasser ist die Seehöhe ziemlich egal. Es beschert uns dieselben 1 bar Druckzunahme pro 10 Meter wie üblich.
Wir starten aber bei reduziertem Luftdruck, wodurch sich ein wesentlich stärkeres Druckgefälle Wasser zu Luft ergibt.
Bei einer Seehöhe von 2000 Meter ergibt das auf den ersten 10 Metern ein Druckgefälle von 2 bar auf 10 Metern zu 0,8 bar
an der Oberfläche, das ist ein Faktor 2,5 gegenüber einem Faktor 2 auf Meereshöhe. Je größer das Druckgefälle, desto größer
die Gefahr der Blasenbildung und somit DCS. Das muss natürlich in Nullzeit- und Dekoberechnungen einfließen.
Bei Nullzeittauchgängen kann man bei Verwendung der Standardtabellen mit einem Korrekturfaktor rechnen. Dieser
errechnet sich aus dem Druck auf Meereshöhe durch den aktuellen Druck.
Bei 2000 Metern also 1/0,8 = 1,25.
Diesen Korrekturfaktor kann man auf die Tauchtiefe aufschlagen und so eine äquivalente Tauchtiefe errechnen, welche
für die Tabelle herangezogen wird.
Für Dekotauchgänge gibt es auch eigene Tabellen, welche für bestimmte Höhenbereiche verwendet werden, beispielsweise
die Deco2000, die es für die verschiedenen Höhenlagen in 700er Schritten gibt. Für diese braucht man keinen Korrekturfaktor.
Bei den Computern gibt es verschiedene Arten, die Höhenlage in die Tauchgangsberechnung samt Sicherheits- und
Dekostopps einzuberechnen. Manche messen permanent und stellen automatisch die richtige Höhenlage ein, manche
müssen manuell an die Höhenlage angepasst werden. Man sollte nur wissen, was das eigene Modell so tut.
Anstrengung, Temperatur, UV Strahlung
Der Zugang zum Bergsee ist mitunter mit einem beschwerlichen Aufstieg verbunden. Durch die Höhenlage kann das
ziemlich anstrengend werden.
Man muss auch bei Sonnenschein mit kühleren Lufttemperaturen rechnen, eine Faustregel sind eine Temperaturabnahme von 0,6 - 0,8°C pro 100 Meter Höhezunahme. Bei einem Zweitausender kommt da schon etwas zusammen.
In der Höhenlage muss man auch mit verstärkter UV Strahlung rechnen, den Sonnenbrand holt man sich nicht nur am Meer.
Umwelt
In den hochgelegenen Gewässern spielt sich das Leben durch Kälte und nicht so vielfältiges Nahrungsangebot etwas
langsamer ab und ist dementsprechend empfindlicher. Das sollte man als verantwortungsvoller Taucher immer beachten.
Pflanzen wachsen langsamer, Getier ebenso. Da es sich auch meistens um stehende Gewässer handelt, lagert sich
aufgewirbeltes Sediment auch länger auf den Pflanzen ab und schädigt so die Pflanzen stärker.
Für den Taucher bedeutet das Einstieg an felsigen Stellen, sauberes Tarieren ohne Grundberührung und einfach
Rücksichtnahme auf die Umwelt.
Technische Voraussetzungen
Die Gewässer in höheren Lagen sind naturgemäß kalt, somit müssen ausrüstungsseitig alle Anforderungen an
Kaltwassertauchen erfüllt werden.
Sollte eigentlich klar sein.